
Kuss I - IV
2012 kam Kuss I. Komplett dunkler Raum, ein kleiner heller Spot auf den Mund, die Zuschauerinnen schmatzten auf meine Bitte mit mir mit. Minuten gemeinsamen Küssens, erfüllt von den Geräuschen und den in der Dunkelheit aufleuchtenden, „schwebenden“ Mund, Zunge, Zähnen. Manche kicherten. Diese Version spielte ich auf einigen Festivals in Wien und Berlin.
2017 entwickelte ich eine weitere Variante, Kuss hoch 2. Darin ging es in fünf aufeinander aufbauenden kurzen Kapiteln um Entstehung von neuem Leben: in Mundspiel von der Entdeckung, über Attraktion und späterer Befruchtung bis zur Geburt eines Kleinen. In den ersten vier Kapiteln kommt das Licht von außen, wie gehabt. Im fünften Kapitel dann zerkaue ich ein rohes Wachtelei, das mit einer kleinen starken Led-Lampe präpariert ist und schließlich leuchte ich aus meinem Mund in die Dunkelheit hinaus und aus dieser heraus. Dieser Ausschnitt ist im Video zu sehen. Die Musik komponierte Dominik Bayer.
Bei der dritten Version, 2018, waren wir zu dritt, mit Mimu Merz als Musikerin und Jacqueline Weihe, Absolventin der Sprachkunst in Wien, als Lesende. Im Oktober 2019 traten Jakob Kovacic, Jacqueline Weihe und ich mit der vierten Version des Kusses auf, diesmal mit Texten von Heiner Müller und verspielten Schlagzeugkompositionen.

Da_ist_was_was_ist_das
Konzept/Video: Thomas Weilharter und Sveta Schwin
Text: Sveta Schwin
Ich bin blond und das Haar bricht/
Der Lippenstift verläuft an seinen Rändern.
Seitdem ich weiß/
Dass mein Körper spricht/
trage ich ihn in goldenen Gewändern.
Ich kriech' hinein/
kleide vollständig mich ein/
und versuche still/
zu sein.
Dass auch die Welt sich im Schweigen üben kann.
Tobt ihr.
Ich tob.
Du könntest meinen, mein Körper hätte sich schon sattgesehen an den bunten Lichtern. Weil er soist. Dünn die Haut auf die deine Taschenlampe hinzeigt. Dünn, weil Licht sich Platz macht. Denkstdu. Ihr seht, wie die Lichter den kleinen Körper treffen. Noch ein weiteres Mal die blitzendeSpiegelkugel mit den runden fetten Punkten: dann zerreißt es die blaue Haut. Dann musst du wiedermeinen Kopf halten. Weil ich dich sehe, wie unbeholfen du dastehst. Mit meinem Kopf in deinerHand. Angst hast. Glaub mir, ich habe sie auch. Aber Pscht, seien wir still.Nein! Mein Körper hat sich nicht sattgesehen! Ich bin nicht krank. Ich vertrage sie genauso wie ihr.Ich finde sie schön, die Lichter. Ich liebe sie. Das sind meine Lichter, ich sehe sie doch auch, genau wie ihr.Mein Körper ist kantig und stößt sich an anderen Kanten. Das ist seine Art sie zu grüßen. Hallo. Erreicht ihnen die Hand. Oder den Arm oder das Bein, den Rücken dort wo er Wirbel hat. BlaueFlecken sind nun mal überall. So ist es. Es ist nicht anders.So stehe ich, verliebt in die Lichter, so Schrei.Bruchstückweise erblinzelt sich mir das Hier, in dem das Licht wohnt. Das Licht, das dieEigenschaft hat mir ins Gesicht zu springen. Grell ist es, aber es erwischt mich nicht.






